Wenn die Schwäche zur Stärke wird
- Eva

- 26. Okt.
- 2 Min. Lesezeit

Es war ein wundervoll erleichternder, zugleich aber auch schmerzhafter Moment: Der Moment, in dem ich erkannte, dass das, was ich so lange für meine größte Schwäche gehalten hatte, in Wahrheit meine größte Stärke ist.
Ich musste 38 Jahre alt werden, durch meine tiefste Krise gehen und Menschen hinter mir lassen, um zu erkennen, dass das, was mich ausmacht – und was andere so sehr an mir schätzen – meine ruhige Art ist.
Genau jene ruhige Art, für die ich mich mein Leben lang falsch gefühlt hatte.
Schon immer leise und genau richtig so
Bereits als Kind war ich still, zurückhaltend und sprach wenig. Im Kindergarten habe ich ein ganzes Jahr kein Wort gesagt – heute weiß ich dank Human Design, warum das so war.
Ich hörte lieber zu und beobachtete. Und ehrlich gesagt, mache ich das heute noch unglaublich gerne.
Ich bin niemand der laut ist, ich war das auch nie und ich mag es nicht im Mittelpunkt zu stehen.
Ich brauche keinen Trubel und keine Partys. Ich liebe die Stille, die Natur und die Zeit zu Hause mit jenen Momenten, in denen ich tief und ganz bei mir bin.
Immer und überall zu ruhig
Sehr lange hatte ich das Gefühl, es sei eine Schwäche, so ruhig zu sein oder gerne Zeit allein zu verbringen. Eigenbrötlerisch, langweilig, schüchtern – im Prinzip „falsch“. So fühlte es sich an.
In der Schule war ich falsch, weil ruhig zu sein dort bedeutet, am Unterricht nicht aktiv teilzunehmen. (Funfact: Ich war eine sehr gute Schülerin, ich ging gerne zur Schule und hab auch gerne gelernt – nur gemeldet hab ich mich halt nicht gerne).
Im Beruf war ruhig sein ebenfalls „verkehrt“. Wer still und konzentriert arbeitete, blieb oft unsichtbar. Kollegen, die jeden Arbeitsschritt laut kommentierten, galten als engagierter und wurden gesehen und gelobt. Die Leisen sieht man nicht. (Oje – der klassische Projektoren-Schmerz)
In Beziehungen war ich zu langweilig, weil ich einfach ruhig war, nicht ständig redete und auch einmal Zeit nur für mich brauchte um meine Akkus aufzuladen. Mein Partner war genervt, weil ich so oft so müde und erschöpft war (wie soll ein Generator auch die Erschöpfung eines Projektors nachempfinden können).
Und heute?
Heute weiß ich: Meine Ruhe ist mein größtes Geschenk. Mit ihr verkörpere ich sanfte Stärke, Präsenz und Gelassenheit. Ich kann für andere ein Anker sein. Ich habe heute Menschen um mich, die genau diese ruhige Art schätzen und immer wieder spüre ich, wie meine Ruhe auch sie runterholt und erdet.
Ich dachte jahrelang, ich müsste laut sein, mich beweisen, reden, um gesehen zu werden. Doch das fühlte sich immer so falsch an für mich, das war einfach nicht ich.
Heute lebe ich meine ruhige Projektoren-Kraft und bin endlich dankbar für dieses wundervolle Geschenk.





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